Heute war ich auf meiner ersten Vernissage. Ich habe mich schon immer für Kunst interessiert. Kein Wunder. Kunst bewegt uns, sie inspiriert und regt zum Nachdenken an. Manchmal ist sie auch einfach nur schön. Auf einer Vernissage war ich trotzdem noch nie. Und wie das so ist, hat man trotzdem eine Vorstellung davon, was einen da erwartet. Ich dachte an geschwollene Gespräche über Inhalte, die kein Mensch sieht, wenn er nicht vorher tagelang vor dem Bild gesessen, und nichts anderes betrachtet hat. Ich dachte an Reden über den Künstler und seine Arbeit, an Musik und Fremdinterpretationen. Das alles klingt zwar eher abstoßend (zumindest in meiner Welt), aber ich wollte mir dennoch mein eigenes Urteil bilden und deshalb besuchte ich heute Abend die Vernissage von Finn Martens in der Hansa48 in Kiel.
Zuerst muss man sagen, dass fast keines der Klischées bedient wurde. Es gab einen Sektempfang. Aber das war auch schon alles an Klischée. Und viele der Gäste wollten gar keinen gratis Sekt, weil sie schon ein Bier in der Hand hielten. Ich persönlich fand das super sympathisch. Nachdem der Raum schon ziemlich voll mit Leuten war, machte der Künstler eine kurze Ansage, dass er derjenige sei, der das alles gezeichnet hätte, dass er sich freue, dass so viele gekommen seien und dass es noch Sekt und später Musik in der Bar gäbe. Das war’s. Er redete nicht stundenlang über seine Inspiration, seinen Werdegang, sein Kunststudium oder ähnliches. Er war einfach menschlich. Und ein bisschen aufgeregt.
Ich fand, er hätte seine Ansprache und den ganzen Abend nicht besser gestalten können. Im Mittelpunkt standen seine Werke selbst und nicht der Künstler. Der Betrachtende war so in der Lage sich seine Meinung selbst zu bilden, ohne von Anfang an fremde Interpretationen aufgezwängt zu bekommen, konnte aber bei Fragen direkt mit dem Künstler sprechen. Der hatte keine vorgefertigten Antworten parat, die er sich stundenlang zu Hause überlegt hatte. Er versuchte nicht mit irgendeiner geschwollen Sprache, die man so gerne in Kunstkritiken liest, zu überzeugen sondern sagte einfach gerade heraus und ehrlich seine Meinung. Diese Ehrlichkeit spiegelt sich auch zu einem gewissen Grad in den Bildern wieder.
Die Welt ist nicht immer schön, aber gerade deshalb ist es ok manchmal traurig zu sein. Finn Martens hat das erkannt und in seinen Bildern zum Ausdruck gebracht. Sein Zeichenstil ist sehr individuell und gefällt mir gerade aus diesem Grund sehr gut. Ich bin keine Kunstkritikerin und ich will auch keine sein. Ich will auch keine Interpretationen abliefern, die vielleicht gar nicht im Sinne des Erfinders sind, aber ich will sagen, dass mir die Ausstellung wirklich sehr gut gefallen hat. Das liegt unter anderem daran, dass die Werke auf eine individuelle Art und Weise Trauer mit Freude verbinden und so ein ganz eigenes Lebensgefühl ausdrücken, das schwer nachvollziehbar sein dürfte, wenn man es nicht selbst kennt. Deshalb rate ich jedem, der die Möglichkeit hat, sie sich einmal anzusehen, es lohnt sich 😉
Hier findet ihr den Künstler übrigens auf Tumblr : http://fm-heartwork.tumblr.com/