Eine klassische Schönheit in einem traumhaft schönen, roten Ballkleid steht lächelnd vor einem prächtigen Kronleuchter. So lächelte mir „Arabella“ von dem Opernplakat entgegen und ich begann mich schon auf die verzaubernde Welt der Oper zu freuen. Gestern Abend um 19:30 Uhr war es dann soweit: „Arabella“ feierte in der Kieler Oper Premiere und ich war dabei! 🙂
Das Stück, welches in Wien um 1860 spielt, handelt von einer Liebesgeschichte. Arabella ist die Tochter eines Spielsüchtigen, der schon hoch verschuldet ist. Ihre Schwester darf sich deshalb auch nur als „Bub“ zeigen, weil die Familie nicht genug Geld für zwei Töchter hat. Die wunderschöne Arabella ist in der Männerwelt heiß begehrt und wird gleich von vier Herren umworben, von denen sie dem einen (Matteo) von vornherein keine Aufmerksamkeit schenkt und mit den anderen dreien nur spielt. Als dann ein Fremder aus der Ferne in der Hauptstadt erscheint, verliebt sich Arabella auf den ersten Blick in ihn. Auch der Fremde Mandryka ist in Arabella verliebt, denn er hatte einen Brief von ihrem Vater erhalten, dem ein Foto von Arabella beigefügt war. Die beiden verloben sich und Arabella will sich noch von den drei Herren, mit denen sie bis dahin gespielt hatte, verabschieden. So weit, so gut. Doch dann passiert, was passieren musste.

Ihre Schwester, die sich in ihren unbeachteten Bewerber Matteo verliebt hat, lässt diesem in Arabellas Namen einen Schlüssel zu ihrem Schlafgemach zukommen und schläft dort mit ihm. Mandryka belauscht die Schlüsselübergabe und ist natürlich aufgebracht. Das Missverständnis kann dann aber doch aufgeklärt werden und auch Matteo und Zdenka (Arabella’s Schwester) werden glücklich.
Wie auch schon bei den Aufführungen zuvor, war ich sofort von dieser besonderen Atmosphäre der Oper verzaubert. All die wunderschönen Kostüme, Arabella, wie sie allein mit ihrer Stimme den ganzen Raum in Anspruch nahm und dabei auch noch so wunderschön war, nicht zu vergessen jedoch: Das Bühnenbild. Der Zauber wurde für mich davon durchbrochen, dass die Oper auf Deutsch gesungen wurde. Bei meiner ersten Oper hatte ich mir noch Sorgen gemacht nichts zu verstehen, weil sie auf Italienisch gesungen worden war, doch jetzt muss ich sagen, dass die fremde Sprache und der andere Klang für mich viel mehr Zauber ausüben als der Gesang in meiner Muttersprache. Wobei ich nicht weiß, ob es mir bei allen deutschen Opern so geht, da „Arabella“ meine erste deutsche Oper war. Allerdings fand ich eigentlich gefühlvolle Szenen, wie die anfängliche Hoffnungslosigkeit der Mutter, durch die mir trivial erscheinenden deutschen Worte entmachtet, wohingegen die Sprache solcherlei Emotionen im italienischen noch verstärkte.

Die Szenerie war märchenhaft und Arabella trotz allem doch irgendwie Romantikerin, weil sie an Liebe an den ersten Blick und die eine große Liebe glaubt. Ich fand es sehr schön und zu einem gewissen Grad auch mit vielen Vorstellungen der heutigen Zeit vergleichbar, dass Arabella solange nur spielt und keine ernsten Versprechungen macht, bis sie den Mann für’s Leben findet, um sich diesem dann vollends hinzugeben. Dennoch konnte ich die Liebe zwischen den beiden nicht wirklich ernst nehmen, weil sie sich allein aufgrund ihres Äußeren ineinander verliebt hatten. Ohne jedes Gespräch waren die beiden schon der Überzeugung einander heiraten zu wollen und ein ganzes Leben miteinander zu verbringen. Mandryka kannte Arabella nur von einem Foto, welches ihr Vater ihm hatte zukommen lassen und Arabella kannte ihn nur, weil sie beim spazieren gehen einen Blick auf ihn erhaschen konnte. Dass Oper manchmal etwas überspitzt ist, finde ich gar nicht schlimm. Ich finde sogar, dass es oft zu diesem „Zauber“, der ihr innewohnt beiträgt. In diesem Fall fand ich die Geschichte dahinter aber leider so unrealistisch, dass ich sie nicht mehr wirklich ernst nehmen konnte.
Zu diesem Gefühl beigetragen hat nicht zuletzt die Rolle des Bären. Ein Bär lief in verschiedensten Szenen im Hintergrund durch den Schnee und ließ sich in einer Szene von einem aufreizend bekleideten Mädchen dressieren. Ich glaube, dass das Auftreten des Bären in irgendeiner Art eine Metapher bedienen sollte und viel mit Mandryka zu tun hatte, der ja aus einem Dorf kam, wo es Bären gab. Jedoch konnte ich den Bezug zu den Handlungen des Bären leider nicht wirklich herstellen. Daher fand ich die Szene, in der der Bär von dem Mädchen geritten wurde, weder für das Stück, die damalige Zeit noch für eine Oper im allgemeinen passend.

Insgesamt ist Arabella eine sehr schöne Oper, die es vermag einen zu verzaubern. Mich hat sie leider nicht so sehr überzeugt, weil ich die Geschichte zu oberflächlich angesetzt fand. Mehr Tiefe bei den Charakteren und Handlungen, und vor allem in der Beschaffenheit der Liebesgeschichte, hätten das Ganze sicherlich schöner gemacht…